Brauchen wir ein Mindestalter für KI?

Shownotes

Sollte Social Media eine Altersbegrenzung bekommen? In der Politik häufen sich die Stimmen, die Instagram, TikTok und Co. erst ab 16 Jahren erlauben wollen. Bei generativer KI ist die Situation eine andere. Hier möchte die Bildungssteuerung auf die Technologie setzen. Doch auch das birgt Gefahren.

Der Datenschützer Stefan Schönwetter beschäftigt sich unter anderem mit den Fragen, wie Kinder an Technologien herangeführt werden sollen und wo es Grenzen benötigt. Im Gespräch mit Nils Bolder erzählt Schönwetter, warum ein Mindestalter für Social Media wichtig sein kann und warum eine Altersgrenze bei KI-Tools komplizierter wäre.

Bitkom-Umfrage: Die Hälfte der Schüler:innen hat schon einmal ChatGPT genutzt: https://bitkom-research.de/news/haelfte-der-schuelerinnen-und-schueler-hat-schon-mal-chatgpt-genutzt

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Transkript anzeigen

Speaker0: T3N Interviews, spannende Gäste aus dem digitalen Kosmos.

Speaker0: Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt zu einer neuen Folge von T3N Interview.

Speaker0: Ich bin Stella-Sophie Woizsack, Host von diesem Podcast. Und ich freue mich,

Speaker0: denn heute wird mein Kollege Nils Beuder diese Folge moderieren.

Speaker0: Und bei Nils zu Gast ist Stefan Schönwetter. Er ist Datenschützer und Experte für digitale Bildung.

Speaker0: Und worum geht es in der Folge? Es geht darum, wie Kinder auf das Thema künstliche

Speaker0: Intelligenz, auf die Nutzung ganz konkret, vorbereitet werden sollten.

Speaker0: Sollte es eine Altersgrenze beispielsweise geben?

Speaker0: Ich kann euch schon mal so viel verraten, davon ist Stefan nicht unbedingt ein Fan.

Speaker0: Aber mehr dazu hört ihr jetzt in der Folge. Viel Spaß!

Speaker1: Hallo und herzlich willkommen zum T3N-Interview-Podcast. Mein Name ist Nils

Speaker1: Boulder und im Sommer gab es eine Debatte über Social Media ab 16.

Speaker1: Angestoßen hat sie die Bildungsministerin Katrin Prien von der CDU.

Speaker1: Die Altersbegrenzung kann bei 14 oder 16 liegen, hat sie gesagt.

Speaker1: Darüber werden wir sprechen müssen.

Speaker1: Aber wie sieht es eigentlich bei KI aus? Braucht es hier eine Altersgrenze?

Speaker1: Unser heutiger Gast, Stefan Schönwetter, ist Datenschützer und berät NGOs im Bildungssektor.

Speaker1: Zum Beispiel leitet er die Abteilung Digitale Bildung der Deutschen Kinder-

Speaker1: und Jugendstiftung. Hallo Stefan.

Speaker0: Hi Nils. Schön, hier zu sein.

Speaker1: Du berätst ja Schulen, LehrerInnen und auch Einrichtungen.

Speaker1: Jetzt ist meine Frage, wie bekommst du denn diese Situation in Bezug auf Social

Speaker1: Media in den Schulen mit?

Speaker0: Ja, also Social Media ist ein Megathema.

Speaker0: Wir bearbeiten im medienpädagogischen Feld ja schon gefühlt seit dem Aufkommen

Speaker0: von StudiVZ, wer sich noch daran erinnert, das Thema Social Media.

Speaker0: Und auch davor gab es ja viele Plattformen, die interessant sind.

Speaker0: Und das ist eigentlich ein Thema, das uns seit vielen Jahren beschäftigt.

Speaker0: Auch übrigens die Debatte nach Altersgrenzen und die ist also bei Weitem nicht

Speaker0: neu und dass zum Beispiel Jugendliche oder große Kinder sich derzeitig mit 13

Speaker0: Jahren erst anmelden können bei diesen Plattformen,

Speaker0: ist ein Resultat früherer Debatten und was wir jetzt sehen,

Speaker0: ist ja nochmal die Dramatisierung der Debatte, weil sich Social Media einfach geändert hat.

Speaker0: Das heißt also, die Plattformen sind sehr viel grafischer geworden,

Speaker0: sehr viel mehr Bilder, Videos, kurze Arrangements, die gepostet werden.

Speaker0: Und die Schnelligkeit, wie diese Plattformen genutzt werden, hat sich auch geändert.

Speaker0: Und wir leben in einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche so oder so auch psychisch unter Druck sind,

Speaker0: viele Krisendynamiken und da ist es dann eben leider so, dass viele junge Menschen

Speaker0: mit den Plattformen nicht so gut umgehen können,

Speaker0: wie sie es sollten und gleichzeitig ist das dann eben auch der Auftrag für Pädagoginnen

Speaker0: und Pädagogen, Lehrkräfte, Sozialarbeitende an der Stelle Unterstützung anzubieten,

Speaker0: Aber, und das muss man auch sagen, auch vor allem der Eltern.

Speaker0: Mit den Kindern und Jugendlichen darüber zu reden,

Speaker0: was machst du eigentlich den ganzen Tag im Internet?

Speaker1: Du hast gerade erzählt, Social Media ist momentan so gesehen ab 13.

Speaker1: Das ist ja eine Selbstverpflichtung der Plattformen laut den AGBs.

Speaker1: Wie sehr wird das denn durchgesetzt? Gibt es wirklich jetzt nur Kinder ab 13,

Speaker1: die auf Social Media sind?

Speaker0: Auf gar keinen Fall. Also ich glaube, da muss man sich gar nichts vormachen.

Speaker0: Unsere Kinder und Jugendlichen sind ja smarte Kinder.

Speaker0: Die können dieses System ohne Probleme umgehen und man muss auch ehrlich sein,

Speaker0: dass die Plattformanbieter sehr wenig tun, um diese Regelung wirklich durchzusetzen.

Speaker0: Das heißt also, dass eine wirkliche Alterskontrolle an der Stelle nicht stattfindet

Speaker0: und wir eben auch das Problem haben, da kann ich nochmal meine Datenschutzperspektive reinbringen,

Speaker0: eigentlich die mit der Einwilligung verbundene Datenverarbeitung von Social

Speaker0: Media Plattformen ist, die können Kinder und Jugendliche eigentlich so in dem

Speaker0: Alter gar nicht selbst gehen, sondern die Eltern müssten wirklich informiert einwilligen.

Speaker0: Das ist bis zum 16. Lebensjahr.

Speaker0: Viele Plattformen haben keinen effektiven Mechanismus, der das in irgendeiner

Speaker0: Art und Weise regelt, dass Eltern da dann auch nochmal sagen,

Speaker0: ja, mein Kind und die Daten meines Kindes können hier wirklich verarbeitet werden.

Speaker1: Wie sieht es denn mit der, ich sag mal, der Anwendungssituation aus?

Speaker1: Du hast jetzt gerade über die Datenschutzperspektive gesprochen,

Speaker1: aber es gibt ja auch eine Anwendung, wie Social Media in Schulen,

Speaker1: sag ich mal, gelebt wird. Was erzählen dir Lehrkräfte da?

Speaker0: Naja, also wir haben natürlich verschiedene Ebenen von Social Media.

Speaker0: Es gibt einen Klassenchat, wir verstehen das als Social Messaging und darüber

Speaker0: wird sich natürlich ausgetauscht.

Speaker0: Und das kann von positiven Aspekten wie dem Teilen von Unterrichtsinhalten gehen,

Speaker0: die vielleicht Schülerinnen zugänglich gemacht werden, die krankheitsbedingt

Speaker0: nicht am Unterricht teilnehmen können.

Speaker0: Oder es werden nochmal irgendwie gemeinsame Sachen abgeklärt für Wandertage,

Speaker0: Klassenfahrten oder was auch immer Informationen, die relevant sind. Eine Stunde fällt aus.

Speaker0: Aber natürlich findet über Social Messaging auch viel Mobbing statt.

Speaker0: Es wird schlecht über Menschen gesprochen, es werden Videos geteilt,

Speaker0: wie vielleicht jemand auf einem Schulhof oder auf dem Weg zur Schule oder zurück

Speaker0: nach Hause geschlagen, geschubst oder irgendwie denunziert wird, bis zu Fällen,

Speaker0: wo dann eben auch sexualisierte Gewalt im Spiel ist.

Speaker0: Wenn auf einmal die Gesichter von Mitschülerinnen auf Nacktbilder generiert

Speaker0: werden und das dann geteilt wird, das ist dann natürlich hochgradig,

Speaker0: traumatisch und problematisch.

Speaker0: Das ist die Ebene des Messagings.

Speaker0: Und dann gibt es natürlich die Social-Media-Plattform.

Speaker0: Es gibt Lehrkräfte, die sehr vehement dafür werben,

Speaker0: dass Pausenzeiten Social-Media-freie Zeiten sein sollten, weil sie beobachten,

Speaker0: dass auf den Pausenhöfen die Kinder gar nicht mehr so sehr miteinander interagieren,

Speaker0: sondern dann eben die Zeit nutzen, auf dem Smartphone, Instagram,

Speaker0: TikTok und so weiter zu nutzen, zu konsumieren, selbst zu posten.

Speaker0: Und das sind zwei Bereiche negativ. Das eine ist, dass.

Speaker0: Spielt dann nicht oder man interagiert nicht mit den Menschen,

Speaker0: mit denen man da tagtäglich zu tun hat.

Speaker0: Das ist jetzt vielleicht gar nicht so schlimm. Das andere ist,

Speaker0: dass natürlich der Schulhof oder das Schulgebäude für viele Schülerinnen auch

Speaker0: ein Schutzraum sein soll.

Speaker0: Das heißt also, wenn man dann selbst irgendwie vom Schulhof postet,

Speaker0: man wird da abgebildet und möchte das gar nicht und hat vielleicht gar keine

Speaker0: Kontrolle darüber, was der oder diejenige dazu postet, das ist natürlich dann

Speaker0: wiederum problematischer.

Speaker0: Und das Dritte ist, dass dann eben auch gerade Plattformen wie TikTok,

Speaker0: die sehr algorithmusgetrieben sind, wo es gar nicht darum geht,

Speaker0: dass man bestimmten Menschen oder Organisationen folgt, sondern einfach der

Speaker0: Algorithmus Inhalte reinspielt,

Speaker0: vielleicht im Schulhof auf einmal Inhalte sind, die gar nicht dorthin gehören.

Speaker0: Intensive Gewaltdarstellung, Drogenkonsum, Kriegsbilder, Videos.

Speaker0: Was auch immer, sexualisierte Gewalt, da ist der Raum für jegliche Form von Inhalt da.

Speaker0: Ja, ich kann aber auch ein positives Beispiel nennen an der Stelle,

Speaker0: dass JFF, das ist eine medienpädagogische Einrichtung in Berlin,

Speaker0: hat eine Schule begleitet beim Medienwahlkampf, also die Wahl der Schülersprecherinnen

Speaker0: der Schule und hat es eben als Medienwahlkampf aufgeführt und intensiv begleitet.

Speaker0: Und diejenigen, die sich dann eben in der Schülersprecherin-Wahl zur Wahl gestellt

Speaker0: haben, wurden begleitet von Schülerinnen, die Social Media gemacht haben,

Speaker0: die Presse gemacht haben.

Speaker0: Es wurden Plakate geklebt, es wurden eigene Instagram-Accounts geführt.

Speaker0: Und es war unter dem Motto Trumpet, also wirklich auch diesen Medienwahlkampf

Speaker0: der ersten Legislaturperiode von Trump, einmal nachzuinszenieren,

Speaker0: um darüber zu verstehen,

Speaker0: wie funktionieren eigentlich diese Social-Media-Mechanismen.

Speaker1: Wie ist das denn ausgegangen? Also hat, sag ich mal, der Trump-Schülersprecher

Speaker1: dann gewonnen oder wie sind die SchülerInnen dann da rausgegangen?

Speaker0: Wer genau gewonnen hat, kann ich dir ehrlich gesagt gar nicht sagen.

Speaker0: Was aber das Wesentliche und ich glaube auch der Erfolg des Projektes war,

Speaker0: dass an sehr vielen unterschiedlichen Stellen die Schülerinnen reflektiert haben,

Speaker0: welche Rollen Medien in ihrer Wahrnehmung von Politik haben.

Speaker0: Und dass sie verstanden haben,

Speaker0: dass Plattformen wie Instagram manche Inhalte besser pushen als vielleicht,

Speaker0: ich sag jetzt mal, sehr cleane, seriöse Inhalte.

Speaker0: Und dass natürlich auch verkürzte Aussagen dazu führen, dass,

Speaker0: ich sag jetzt mal, Missverständnisse oder Unklarheiten bestehen.

Speaker0: Das war, glaube ich, einfach die zentrale Lehre, dass das Medium,

Speaker0: das man wählt, auch darüber bestimmt, in welcher Art und Weise man Inhalte kommuniziert

Speaker0: und dass das, was man kommuniziert hat, nicht unbedingt das ist,

Speaker0: was auch bei den anderen ankommt.

Speaker1: Das ist ja fast ein perfekter Übergang, weil es geht ja nicht nur um Social

Speaker1: Media in diesem Podcast, sondern auch um KI und das ist ja, würde ich jetzt

Speaker1: mal sagen, auch grob ein Medium, denn auch die SchülerInnen nutzen JetGPT.

Speaker1: Wie werden denn diese Tools genutzt? Was hast du da für Stimmen?

Speaker1: Was ist da dein Einblick aus deiner Perspektive?

Speaker0: Ja, ich glaube, man muss sich einmal vergegenwärtigen, was für ein Massenphänomen

Speaker0: das ist, dass wir Studien haben, die Anfang diesen Jahres, also Anfang 2025,

Speaker0: schon festgestellt haben, dass im Prinzip zwei Dritte der jungen Menschen in

Speaker0: Europa irgendeine Form von generativer KI in der Hosentasche auf dem Smartphone haben, haben bzw.

Speaker0: Zugriff darauf haben über ein Laptop, Tablet oder was auch immer für ein Gerät sie zu Hause haben.

Speaker0: Das heißt also, es ist ein wirklich kollektives Phänomen für junge Menschen?

Speaker0: Und wir schon merken, dass junge Menschen es im Schulbereich sehr subversiv einsetzen.

Speaker0: Das heißt also, Hausaufgaben, die mit generativer KI erledigt werden können,

Speaker0: werden mit generativer KI erledigt.

Speaker0: Letzte Woche war ich Teil einer

Speaker0: Veranstaltung, wo der Generalsekretär der Bundesschülerinnenkonferenz

Speaker0: gesagt hat, wenn Lehrkräfte schlechter Hausaufgaben gehen, dann haben sie es

Speaker0: auch verdient, dass sie mit ChatGPT beantwortet werden.

Speaker0: Und das ist, glaube ich, ein wesentlicher Punkt, dass Schülerinnen sehr zeitökonomisch hier denken.

Speaker0: Und das andere ist, dass natürlich außerhalb viel passiert.

Speaker0: Junge Menschen nutzen KI in all ihren Facetten von Bildgenerierung für eigene

Speaker0: Projekte über auch so quirky Interest-Sachen.

Speaker0: Einer der ersten Bezahl-Apps, die es mit ChatGPT-Anbindung gab,

Speaker0: war ein Programm, wo man mit historischen Figuren chatten konnte.

Speaker0: Und da gab es dann ganz viele historische Figuren und für einige musste man

Speaker0: extra bezahlen, um sie freizuschalten und das waren dann eben die sehr problematischen Figuren Mao,

Speaker0: Stalin, Hitler und da ist dann glaube ich so eine Faszination.

Speaker0: Die da aufgebaut wird und die einige Menschen doch in den Bands zieht.

Speaker0: Das andere ist, und das sehen wir leider auch aktuell,

Speaker0: ganz enorm, das spielt wieder auf die psychische Belastung von Schülerinnen,

Speaker0: Dass generative KI-Systeme auch genutzt werden in der Form von Counseling,

Speaker0: psychischer Beratung, dass man eher mit einem anonymen KI-System über seine

Speaker0: Sorgen und Nöte spricht, als jetzt zum Beispiel sich Freundinnen anzuvertrauen

Speaker0: oder den Eltern Sorgeberechtigten anzuvertrauen oder den Geschwistern.

Speaker1: Du hast jetzt eigentlich sehr viele Argumente dafür geliefert,

Speaker1: warum es vielleicht kritisch sein kann, dass Jugendliche oder Kinder KI nutzen.

Speaker1: Jetzt ist meine Frage, du hast ja auch über die Schülerkonferenz gesprochen.

Speaker1: Wie stehen denn dann Lehrkräfte dazu, wenn SchülerInnen sagen,

Speaker1: ja, dann waren das halt schlechte Hausaufgaben, denken hier halt zeitkritisch,

Speaker1: unsere Zeit ist uns wichtig, dann machen wir die nicht, dann machen wir die

Speaker1: mit KI, dann seid ihr doch selbst schuld.

Speaker0: Es ist ein gespaltenes Feld. Wir

Speaker0: haben eigentlich eine sehr dynamische Entwicklung für das Bildungswesen.

Speaker0: Also Ende 2022 ist ChatGPT in der Breite verfügbar geworden und 2023 ist das

Speaker0: Thema sofort auf die politische Tagesordnung gekommen und die Kultusministerien

Speaker0: haben sehr viel dafür getan,

Speaker0: Lehrkräfte zu motivieren, künstliche Intelligenz zu nutzen.

Speaker0: Also es gibt viele Gründe, warum das Bildungssystem Veränderungen sucht.

Speaker0: Und die Bitkom hat eine Studie im Oktober 2024 gemacht.

Speaker0: Veröffentlicht zumindest, wo es darum ging, ob Lehrkräfte KI-Systeme nutzen

Speaker0: und die war insofern ziemlich aufschlussreich, weil sie zwei Fakten nach vorne gebracht hat.

Speaker0: Einerseits hat sie gezeigt, 51 Prozent der Lehrkräfte haben bereits schon mal

Speaker0: KI-Systeme genutzt und sie sagt aber auch,

Speaker0: dass nur 28 Prozent die KI-Systeme weiter benutzen wollen. Das heißt also,

Speaker0: wir haben hier einen kleinen Gap.

Speaker0: Einerseits ein großes Interesse, 51 Prozent Lehrkräfte, die sich mal hinsetzen,

Speaker0: um KI-Systeme zu nutzen. Das ist schon eine ganz schöne Menge für das Bildungssystem.

Speaker0: John Hattie hat die These aufgestellt, damit KI fliegt, müssten regelmäßig 25

Speaker0: Prozent der Lehrkräfte dieses System nutzen.

Speaker0: John Hattie ist ein renommierter neuseeländischer Bildungsforscher,

Speaker0: von dem wir regelmäßig viel lernen für diejenigen, die nicht so tief in der

Speaker0: Bildungsbubble drin stecken.

Speaker0: Aber andererseits eben nach der ersten Nutzung haben dieses Thema auch viele Lehrkräfte verloren.

Speaker0: Was das Potenzial von KI ist, und das ist auch eine Erkenntnis der Deutschen

Speaker0: Kinder- und Jugendstiftung, als wir eine Pilotstudie durchgeführt haben,

Speaker0: ist, dass das Potenzial vor allem in der Unterrichtsvorbereitung liegt.

Speaker1: Du hast gerade die Bitkom-Studie erwähnt, die werde ich auch auf jeden Fall

Speaker1: in den Shownotes verlinken.

Speaker1: Gibt es denn beim Thema KI ähnliche Bedenken wie bei Social Media?

Speaker1: Gibt es da Überschneidungen bei diesen beiden Feldern?

Speaker0: Was, glaube ich, die größte Herausforderung an der Stelle ist,

Speaker0: dass Lehrkräften sehr bewusst ist, dass generative KI sehr viel Sprachkompetenz braucht.

Speaker0: Also ich kann nicht einfach nur in das Feld eingeben, mache dieses und jenes

Speaker0: und den Schülerinnen dann damit laufen lassen,

Speaker0: dass sie jetzt diese Systeme selbst bedienen, sondern man muss schon sehr genau

Speaker0: wissen, was man eingibt.

Speaker0: Prompten ist es die zentrale Art und Weise, wie wir diese KI-Systeme ansteuern.

Speaker0: Und leider ist es so, dass die Vergleichsstudien in Deutschland sagen,

Speaker0: dass die Basiskompetenzen, also damit auch die Sprachkompetenzen,

Speaker0: gerade außerordentlich niedrig sind bei den Schülerinnen.

Speaker0: Das heißt also, wir treffen auf ein IT-System, das eigentlich hohe Sprachkompetenzen

Speaker0: braucht und auf der anderen Seite sind Schülerinnen, die nicht so gut ausgebildete

Speaker0: Sprachkompetenzen haben. Das ist natürlich nicht ideal.

Speaker0: Und Deutschland ist ja auch ein Land, wo die Bildungsgerechtigkeit notorisch schlecht ist.

Speaker0: Das heißt also, der Bildungserfolg hängt vor allem auch daran,

Speaker0: wie gut das Elternhaus situiert ist.

Speaker0: Und Lehrkräfte sind sich sehr bewusst darüber,

Speaker0: dass gut situierte Schülerinnen sich eben auch gerne mal eine Pro-Lizenz kaufen

Speaker0: können von einem KI-System oder dass sie vielleicht nochmal andere Systeme kaufen können,

Speaker0: die diesen jungen Menschen eher helfen und mehr Möglichkeiten haben.

Speaker0: Leider ist es eben so, dass nicht alle Bundesländer eine einheitliche KI-Plattform

Speaker0: zur Verfügung stellen für alle Lehrkräfte und alle Schulen.

Speaker0: Es gibt immer noch Länder, wo einerseits gesagt wird,

Speaker0: wir brauchen gar keine Landeslizenz oder wir überlassen es den Schulleitungen,

Speaker0: Landeslizenzen zu kaufen und das sorgt dann natürlich für einen Flickenteppich

Speaker0: und das sorgt eben auch dafür,

Speaker0: dass wir nicht eine Basisqualifikation schaffen können für Lehrkräfte.

Speaker0: Wenn wir keine verbindlichen oder standardisierten Systeme haben,

Speaker0: dann ist das Personal eben auch generell nicht qualifiziert an der Stelle,

Speaker0: diese Systeme wirklich exzellent zu nutzen und das ist aber bei KI wirklich

Speaker0: wesentlich und viele Lehrkräfte spüren das, dass sie,

Speaker0: dass sie nicht unbedingt qualifiziert sind für die Systeme.

Speaker0: Viel Hörensagen und man beliest sich hier und da, aber eine wirkliche Qualifizierung fehlt an Stellen.

Speaker0: Und wir haben das in unserer Studie gemerkt, dass wenn Schülerinnen mit einem

Speaker0: KI-Programm arbeiten und der Output des KI-Programms gegenüber den Schülerinnen

Speaker0: nicht so ist, wie die Lehrkraft das eingeplant hat,

Speaker0: antizipiert hat, um jetzt den Unterrichtsstoff weiter fortzuführen,

Speaker0: dann kommt es zu Konflikten.

Speaker0: Und dann muss die Lehrkraft erst mal erklären, warum das vielleicht falsch ist,

Speaker0: was das Chat-Programm dann an der Stelle ausgeworfen hat. Und das ist eine enorme Arbeit.

Speaker0: Und für viele Lehrkräfte ist es das Gefühl von Kontrollverlust, was sich einstellt.

Speaker0: Und wenn Lehrkräfte das Gefühl von Kontrollverlust haben, dann ist das keine

Speaker0: gute Atmosphäre für den Unterricht.

Speaker1: Wir haben ja gerade auch schon über das Thema mentale Gesundheit und dass sich

Speaker1: Kinder eher oder gerne auch mit Tools wie Chachipiti darüber unterhalten,

Speaker1: über ihre mentale Gesundheit, über ihre Bedenken.

Speaker1: Ich habe jetzt einen Fall mit, der behandelt das Thema Suizid.

Speaker1: Wer jetzt zuhört oder zuschaut und sich von diesem Thema getriggert fühlt,

Speaker1: sollte am besten fünf Minuten einmal kurz vorspringen.

Speaker1: Da gab es nämlich in den USA einen Fall, dass ein Kind mit Chachipiti seinen

Speaker1: Suizid geplant und auch durchgeführt hat Und der Chatbot hat bei dieser Planung

Speaker1: das verstärkt, hat es ermutigt,

Speaker1: diesen Suizid zu begehen.

Speaker1: Und nun verklagen die Eltern ChatGPT-Entwickler OpenAI nach dem Suizid ihres Sohnes.

Speaker1: Das ist jetzt ein sehr extremes Beispiel, zeigt aber, auch hier kann es verheerende Konsequenzen haben.

Speaker1: Gibt es also auch ein, sollte es auch eine Altersbegrenzung bei KI-Tools wie ChatGPT geben?

Speaker0: Das Beispiel ist natürlich enorm, weil es zeigt, dass ChatGPT in den vergangenen

Speaker0: Versionen, und das ist auch Teil der Anklageschrift, die öffentlich einsehbar ist.

Speaker0: In einer Art und Weise mittlerweile gestaltet wird, die angelehnt ist an Social Media Plattformen.

Speaker0: Wir reden bei so etwas von Aufmerksamkeitsökonomie, das heißt also,

Speaker0: Social Media Plattformen werben um die Aufmerksamkeit der Userinnen.

Speaker0: Man soll so viel wie möglich Zeit in diesen Plattformen bringen.

Speaker0: Das gilt auch für Netflix, für Spotify und so weiter.

Speaker0: Alle Plattformen, die es da draußen gibt, die ringen um unsere Aufmerksamkeit,

Speaker0: damit eben währenddessen auch das Geschäftsmodell weiter voranschreiten kann,

Speaker0: dass man eben nicht zu anderen Anbietern geht, dass Daten gesammelt werden, dass gepostet wird.

Speaker0: Und je mehr Menschen da sind und posten, desto mehr oder eher sind eben auch

Speaker0: andere Menschen da, die diese Posts angucken, interagieren und so weiter und so fort.

Speaker0: Und bei ChatGPT haben sie die

Speaker0: Entscheidung gefasst, dass sie auch in diese Richtung hindenken wollen.

Speaker0: Und viele Zuhörerinnen werden vielleicht auch in der Vergangenheit gemerkt haben,

Speaker0: dass ChatGPT die Follow-up-Fragen stellt, sondern nicht einfach nur das Ergebnis

Speaker0: auf den Prompt, den man eingegeben hat,

Speaker0: sondern dann eben noch eine Follow-up-Frage stellt im Sinne von,

Speaker0: möchtest du, dass ich noch das und das tue?

Speaker0: Oder wenn du eine andere Tonlage willst, dann kann auch das und das passieren.

Speaker0: Wo so Angebote unterbreitet werden, die dazu führen sollen, dass ich länger

Speaker0: in diesem System bleibe, um irgendwie das System weiter zu bespielen.

Speaker0: Das führt dazu, dass.

Speaker0: So eine Form von, wenn man nicht richtig geschult ist und wenn man vielleicht

Speaker0: auch eine gewisse Verwundbarkeit hat an der Stelle für solche Themen und dann

Speaker0: gerade eben auch in psychischen Extremsituationen,

Speaker0: dass man in Abhängigkeiten kommen kann und sich dann eher bei diesem System hängen bleibt.

Speaker0: Und dann kann der nächste Schritt

Speaker0: sein, zu sagen, wir brauchen eine Altersbegrenzung für dieses Thema.

Speaker0: Und ich glaube, einerseits von der Datenschutzperspektive würde ich sagen,

Speaker0: die ist gegeben, weil Eltern sollten eigentlich, da bin ich wieder beim ersten Punkt, bis zum 16.

Speaker0: Lebensjahr sagen, es ist okay, dass die Daten meines Kindes hier verarbeitet werden.

Speaker0: Und wir können über Altersgrenzen reden, wie wir wollen,

Speaker0: solange die Plattformanbieter keine effektiven Kontrollen und Mechanismen implementieren,

Speaker0: die sicherstellen, dass diese Altersgrenzen eingehalten werden.

Speaker0: Das sind Scheindebatten.

Speaker0: Und es ist auch jungen Menschen schwierig zu erklären, dass die Bildungssteuerung,

Speaker0: die Kultusministerien sagen, wir wollen unbedingt KI-Systeme in der Schule haben.

Speaker0: Das ist ein großer Durchbruch für das Bildungswesen.

Speaker0: Und gleichzeitig sagen wir, aber außerhalb der Schule ist das Teufelszeug.

Speaker0: Das ist schwer einzusehen für junge Menschen, da fehlen uns gerade noch die Argumente.

Speaker0: Weil offensichtlich es ja möglich ist, diese KI-Systeme sicher anzubieten und

Speaker0: wir müssen die großen Anbieter,

Speaker0: auch von Meta produziert ja mit Lama ein Modell, dass auch Open Source zur Verfügung

Speaker0: steht, auch diese Anbieter der verschiedenen Systeme in die Pflicht nehmen,

Speaker0: dass sie effektive Kontrollmechanismen umsetzen.

Speaker0: Zum Beispiel auch zu sagen, in vielen Ländern ist das Counseling,

Speaker0: die Psychologische Beratung, das sind geschützte Berufe und man muss sich zertifizieren

Speaker0: und registrieren, diese Sachen anzubieten, diese Dienste.

Speaker0: Und warum sollte es jetzt möglich sein, für eine generative KI diesen Dienst auszuüben?

Speaker0: Wir müssen quasi unsere Gesetze, Vorgaben auch da effektiv einsetzen.

Speaker0: Dann bräuchte es aus meiner Sicht keine Altersgrenze.

Speaker0: Die Realität ist aber, dass die großen Anbieter sich leider nicht so sehr darum

Speaker0: kümmern, was wir für Gesetze und Verordnungen haben.

Speaker1: Du hast ja gerade auch schon Meta angesprochen und selbst da hat ja Reuters herausgefunden,

Speaker1: dass Meta bei ihren Sprachmodellen sinnliche, so heißt es in dem Text,

Speaker1: sinnliche Unterhaltung mit Kindern erlaubt.

Speaker1: Also das nicht sexuell, sondern, sage ich mal, so eine Stufe davor und sogar

Speaker1: medizinische Falschinformationen verbreitet.

Speaker1: Das klingt mit dem allen, was wir vorher erzählt haben, nach einer riesigen Aufgabe für Eltern.

Speaker1: Was rätst du denn jetzt Eltern von Kindern, die gerade ihr Kind großziehen und

Speaker1: sich denken, ich habe hier dieses Sprachmodell,

Speaker1: diese KI-Systeme und weiß gar nicht, wie ich meinem Kind das erklären kann,

Speaker1: wie ich das Kind davon abhalten kann, das zu nutzen.

Speaker0: Ich glaube, das Gespräch zu suchen ist auf jeden Fall der erste Schritt.

Speaker0: Und ich ermutige immer wieder Eltern, mit den Kindern zu sprechen über das Medienverhalten

Speaker0: und auch über den Alltag des Kindes, um ein Bild zu haben, was interessiert das Kind.

Speaker0: Was sind eigentlich so gerade die Grenzen des Kindes.

Speaker0: Und am Ende des Tages, wir reden im Bildungsbereich immer von einer Bildungs-

Speaker0: und Erziehungspartnerschaft, die besteht aus den pädagogischen Fachkräften, den Eltern und dem Kind.

Speaker0: Und gemeinsam bestimmt man idealerweise, wie man die Bildungsbiografie am besten unterstützt.

Speaker0: Und da können Verbote eine Rolle spielen, das ist ein teilweise legitimes Mittel,

Speaker0: aber im Prinzip geht es darum,

Speaker0: Menschen zu mündigen Bürgerinnen zu machen, die Entscheidungen für sich treffen

Speaker0: können, die fundiert sind und dem Alter angemessen.

Speaker0: Und wir müssen ziemlich früh mit Kindern, mit großen Kindern und Jugendlichen

Speaker0: ins Gespräch darüber kommen, wie funktionieren eigentlich diese Systeme.

Speaker0: Ganz platt Technikkritik zu betreiben, zu verstehen, dass das keine anonymen,

Speaker0: allwissenden Maschinen sind, die auf alles eine Antwort haben und das müssen auch Eltern wissen.

Speaker0: Und da an der Stelle einfach genau zu überlegen, welche Systeme haben welches

Speaker0: Potenzial, das transparent mit dem Kind zu diskutieren, offen darüber sein.

Speaker0: Nicht automatisch erschrocken zu sein, was Kinder und Jugendliche online sehen,

Speaker0: sondern über die Inhalte auch mit ihren Kindern zu sprechen.

Speaker0: Gleichzeitig muss man sagen, diese KI-Freunde, die auf Meta-Plattformen installiert

Speaker0: sind, das ist ein absolutes No-Go.

Speaker0: Das entfernt sich einfach so weit weg von, was ist eigentlich Social Media?

Speaker0: Wir wollen Social Media betreiben als etwas, wo Menschen zusammenkommen,

Speaker0: wo Menschen sich unterhalten,

Speaker0: vernetzen, tolle Sachen miteinander teilen und wo wir diesen Zauber haben,

Speaker0: dass ich hier in Berlin sitzen kann und weil ich irgendein Nischeninteresse

Speaker0: habe und irgendwo in Brasilien ist jemand,

Speaker0: der hat genau dasselbe Nischeninteresse und wir finden uns auf einer Social

Speaker0: Media Plattform und können uns austauschen und vernetzen. Und das ist ja der

Speaker0: Zauber dieser Plattform.

Speaker0: Aber warum müssen denn da jetzt KI-Freunde installiert werden?

Speaker0: Das ist ja, das entfernt uns so weit von dieser Idee.

Speaker0: Und wenn es dann eben auch KI-Agenten gibt, die gezielt für Kinder entwickelt

Speaker0: werden, die dann eben genau das beschreiben, was du gerade angesprochen hast,

Speaker0: das ist keine gute Idee und ich glaube, da muss man weg von gehen,

Speaker0: ob das jetzt gesetzlich, staatlich verboten wird oder das Unternehmen auch irgendwann

Speaker0: zu sich kommt und sagt, das ist kein Ansatz, was eigentlich unsere Plattform ist.

Speaker0: Da können wir auf pädagogischer Ebene als Eltern, als Lehrkräfte noch so viel

Speaker0: tun, das ist einfach ein Angebot, das es für mich geben sollte.

Speaker1: Ich denke jetzt gerade daran, dass man zum Beispiel bei Smartphones auch diesen Tipp hat,

Speaker1: hey, Smartphones weg vom Essenstisch, auch als Elternteil, als Lehrkraft,

Speaker1: damit das halt nicht so aussieht, ich bin jetzt, das ist jetzt die Best Practice

Speaker1: als Elternteil, als Mensch.

Speaker1: Gibt es denn auch solche Best Practices, nenne ich sie jetzt mal,

Speaker1: wie ich meinem Kind ein gutes Beispiel sein kann beim Umgang mit KI.

Speaker0: Das gemeinsame Explorieren. Also das Grundproblem von KI ist ja einerseits,

Speaker0: dass sie erstmal ein technisches System ist mit einem limitierten User-Interface.

Speaker0: Das ist ja auch der Erfolg, dass es quasi das Chat-Festteil gibt.

Speaker0: Aber man muss sich auch mal mit seinem Kind hinsetzen und verschiedene Sachen

Speaker0: explorieren, um zu gucken,

Speaker0: wo halluciniert zum Beispiel eine KI und gemeinsam mit dem Kind gucken,

Speaker0: was sagt mir eigentlich die KI und dann nochmal auf eine andere Quelle zu schauen.

Speaker0: Das kann ein Lexikon sein, das kann ein Zeitungsartikel sein,

Speaker0: was auch immer eine akkurate Quelle sein kann, um mit dem Kind abzuklären.

Speaker0: Was ist eigentlich der Output und wie kann ich das noch verifizieren,

Speaker0: um dem Kind zu zeigen, das, was die KI produziert, muss nicht alleine stehen.

Speaker0: Und ansonsten ist es, glaube ich, gut, Kindern Vereinbarungen zu treffen,

Speaker0: also wirklich auch auszuhandeln.

Speaker0: Man sagt, du nutzt dieses System, das ist für uns okay, vielleicht einen Anbieter

Speaker0: zu nehmen, der speziell auf junge Menschen ausgerichtet ist,

Speaker0: wo so ein paar Filter drin sind und sich gemeinsam darauf zu verständigen.

Speaker0: Und dafür installierst du die im Licht-Chat-GPT.

Speaker0: Und weil wir uns vertrauen, verzichte ich auch darauf, eine Elternsperre auf

Speaker0: deinem Handy einzurichten, sodass du auch ein bisschen Freiheiten hast,

Speaker0: Sachen anzugucken, wo du vielleicht nicht willst, dass ich die angucke.

Speaker0: Und gleichzeitig ist es aber auch wichtig, gerade wenn wir auf dieser psychologischen

Speaker0: Ebene sind und diesen tatsächlichen Trend, das muss man ja so leider sagen,

Speaker0: dass junge Menschen immer weniger soziale Kontakte haben mit realen Menschen,

Speaker0: zu sagen, Ich muss mich auch als Elternteil darum kümmern, dass es andere Angebote

Speaker0: für mein Kind gibt außerhalb der digitalen Natur.

Speaker0: Das ist jetzt nicht mein Lieblingsargument, aber es tut auch mal gut,

Speaker0: dem Kind einen Kunstkurs schmackhaft zu machen oder in einem Sportclub oder

Speaker0: in einem Debattierclub gemeinsam mit dem Kind zu machen.

Speaker0: Interessen zu explorieren, vielleicht auch mal mit der KI zu fragen,

Speaker0: was können denn eigentlich, ich mag das und das, was für Angebote könnten für

Speaker0: mich dann interessant sein und dann das auch zu übersetzen in reale Erfahrungen für das Kind.

Speaker0: Aber ich würde ungern quasi real versus digital ausspielen an der Stelle,

Speaker0: weil auch natürlich digitale Erfahrungen sehr real sind,

Speaker0: aber trotzdem immer wieder dazu auch zu kommen, dass es am Ende nicht nur darum

Speaker0: geht, digital etwas zu performen.

Speaker1: Wir haben jetzt schon einen schönen Umriss über das Thema gemacht.

Speaker1: Jetzt habe ich noch eine letzte Frage an dich, weil wie würde das denn jetzt

Speaker1: alles in der Zukunft aussehen?

Speaker1: Also was ist deine Utopie der Kindernutzung von KI, sage ich jetzt mal?

Speaker0: Ja, das ist gar nicht so einfach, weil wir im Bildungswesen häufig die Debatte

Speaker0: stellen, was ist eigentlich das gemeinsame Ziel, auf das wir hinarbeiten?

Speaker0: Ich glaube, dass wir in zehn Jahren, um das jetzt mal so mittelfristig zu machen,

Speaker0: sehr viel stärker mit Erstklässlerinnen, Zweitklässlerinnen über Spiele darüber

Speaker0: ins Gespräch kommen müssen,

Speaker0: wie die Technik funktioniert, die uns umgibt.

Speaker0: Also es gibt einen wunderbaren Trend, das ist das analoge Programmieren,

Speaker0: wo man spielerisch mit Klötzen und sowas einfach algorithmisches Denken trainiert

Speaker0: und da die ersten Kompetenzen aufbaut.

Speaker0: Wir müssen das wirklich stärken, dass junge Menschen sehr schnell in der Lage sind.

Speaker0: Technikkritik, Medienkritik auszuüben und das zu artikulieren,

Speaker0: auch artikulieren zu können, was ihnen an Technik nicht gefällt,

Speaker0: was ihnen gefällt, was ihnen hilft.

Speaker0: Und wir müssen auch sehr früh anfangen, ab der Sekundarstufe 1 mit Kindern immer

Speaker0: mal wieder oder mit Jugendlichen dann immer wieder ins Gespräch zu kommen.

Speaker0: Wie stellt ihr euch eigentlich eine lebenswerte Zukunft dar?

Speaker0: Was hat Technik später für euch eigentlich für einen wert.

Speaker0: Wir schaffen gerade diese ganzen KI-Systeme und Rechenzentren und in den USA

Speaker0: werden wieder Atomkraftwerke hochgefahren, um die KI-Systeme mit Strom zu versorgen.

Speaker0: Ist das eigentlich das, was ihr euch vorstellt und deiner lebenswerten Zukunft?

Speaker0: Wir wissen, Nachhaltigkeit ist ein Thema, das junge Menschen bewegt.

Speaker0: Welche Zukunft wollt ihr eigentlich und welche Rolle spielt Technik da drin?

Speaker0: Das muss eine regelmäßige Debatte sein, wo wir junge Menschen ernst nehmen.

Speaker0: Und wir müssen junge Menschen mehr dazu bringen, auch darüber nachzudenken.

Speaker0: Wie sie Systeme wie KI selbst gestalten.

Speaker0: Und wir müssen, glaube ich, junge Menschen sehr viel mehr in die Richtung von

Speaker0: freier Software, Open Source bewegen, die anpassbar ist für junge Menschen.

Speaker0: Wir müssen ihnen auch die Räume geben, dass sie die Möglichkeit haben,

Speaker0: Software anzupassen, um Systeme für ihre eigenen Bedürfnisse nutzen zu können,

Speaker0: wirklich auf sie selbst Maß zu schneidern und selbst auch Verantwortung für Systeme zu übernehmen.

Speaker0: Ich würde mir wünschen, dass wir eigentlich wegkommen, davon zu diskutieren,

Speaker0: ob es dezidierte Unterrichtsfächer gibt für Informatik oder Medienbildung,

Speaker0: sondern dass wir wirklich endlich dahin kommen, dass Medien und digitale Technologien

Speaker0: im Querschnitt durch jedes Unterrichtsfach eine Rolle spielen.

Speaker0: Da gibt es so viele Möglichkeiten, wie Medienbildung und digitale Technologien

Speaker0: einfach als Querschnitt durch alle Unterrichtsfächer zentral genutzt werden kann.

Speaker0: Und ich glaube, das ist der Weg, die Selbstverständlichkeit,

Speaker0: mit der Medien und Digitalisierung die Lebenswelt von jungen Menschen betrifft,

Speaker0: auch im Unterricht sichtbar zu haben.

Speaker0: Dass junge Menschen nicht dieses Gefühl haben, es gibt so zwei Welten.

Speaker0: Es gibt irgendwie die Welt in der Schule, die so sehr manchmal klinisch geplant

Speaker0: wird und die so eine Trutzburg ist.

Speaker0: Ich habe vorhin den Schutzraum erwähnt, aber dann nehmen wir auch manchmal so eine Trutzburg.

Speaker0: Und dann da draußen haben wir all diese Plattformen mit all diesen Möglichkeiten,

Speaker0: im Positiven wie im Negativen.

Speaker0: Und wir müssen es mehr ins Matching bekommen. Ich glaube, das ist die große

Speaker0: Aufgabe in den nächsten Jahren.

Speaker1: Stefan, vielen, vielen Dank für das Interview. Ich bedanke mich auch an die

Speaker1: ganzen ZuhörerInnen und ZuschauerInnen, die diesen Podcast sich angeschaut haben.

Speaker1: Und das war unsere Folge vom T3N-Interview.

Speaker1: Und wir hören uns beim nächsten Mal. Bis dann.

Speaker0: Tschüss.

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