Schlechte Karrierechancen für Frauen: Was müssen Unternehmen ändern?
Shownotes
2009 hat Sylvia Tarves die Personalberatung Leading Women gegründet. Vorher war sie unter anderem für IBM als Head of Corporate Sales beschäftigt. Tarves berät neben Frauen auch Unternehmen, denn laut ihr braucht es beide Seiten, um die Chancengleichheit mit Männern zu schaffen. Davon sind wir aktuell allerdings noch entfernt. Dabei gibt es schon bei der Stellenausschreibung leichte Stellschrauben, die eine positive Änderung bewirken können. Welche das sind, hörst du in der Episode. Moderiert wird das Gespräch von Host Stella-Sophie Wojtczak.
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Transkript anzeigen
Stella: Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt zu einer neuen Folge von T3N Interview.
Stella: Wir sprechen heute über das Thema Netzwerke und Jobportale.
Stella: Und zwar nicht im Allgemeinen, sondern mit dem Fokus darauf,
Stella: warum sie gerade für Frauen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen,
Stella: die Karriere machen wollen, wie es immer heißt, so entscheidend sind und was
Stella: da gerade schief läuft und was vielleicht auch besser werden muss.
Stella: Und bei mir für dieses Thema zu Gast ist Sylvia Tarves, Inhaberin Leading Woman
Stella: und Gründerin undGeschäftsführerin der Jobplattform XXtalents.
Stella: Und ich bin Stella-Sophie Wojtczak, Host von t3n Interview.
Stella: Jetzt aber zu dir, Silvia. Hallo, schön, dass du da bist.
Sylvia: Hallo Stella, vielen Dank für die Einladung zu diesem doch sehr wichtigen Thema,
Sylvia: das mir sehr am Herzen liegt.
Stella: Und ich glaube, warum dir das so am Herzen liegt, das werden wir auch in den
Stella: nächsten so circa 30 Minuten besprechen, eben mit den Schwerpunkten,
Stella: die ich eben gesagt hatte, Netzwerke, Jobportale und generell,
Stella: wie können wir eigentlich helfen, dass auch wir Frauen, wir sind ja auch beides Frauen,
Stella: eben Karriere machen in Unternehmen und uns einfach beruflich weiterentwickeln
Stella: können, so wie es auch Männer können.
Stella: Aber lass uns doch erstmal so anfangen mit dem Problembereich,
Stella: nenne ich es jetzt erstmal.
Stella: Welche Herausforderungen haben denn eigentlich aktuell Frauen,
Stella: wenn sie eben beruflich auf die nächsthöhere Ebene vielleicht kommen möchten?
Sylvia: Ja, schöne Frage, die mich auch schon seit langem umtreibt.
Sylvia: Und ich beziehe das jetzt mal auf Deutschland, weil das ist schon sehr länderspezifisch sozusagen.
Sylvia: Und das erste ist mal, dass wir in einer sehr männerdominierten Karrierewelt,
Sylvia: Arbeitswelt aktuell noch sind.
Sylvia: Ich habe mir extra für unseren Podcast nochmal die Zahlen rausgesucht.
Sylvia: Also der Frauenanteil in Führungspositionen 2024, da liegen wir ganz weit hinten
Sylvia: in Deutschland. Also hinter uns ist nur Italien, Kroatien und Zypern.
Sylvia: Also wir haben im Schnitt 29 Prozent Frauen in Entscheiderpositionen und der
Sylvia: Durchschnitt der EU sind 35 und
Sylvia: Polen sogar hat 44 Prozent und ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent.
Sylvia: Also wir können ganz klar korrelieren, wie sieht unsere Wirtschaft aus,
Sylvia: wie viele Frauen haben wir in Entscheiderpositionen, wie viel Arbeitsmarktpotenzial,
Sylvia: was wichtig wäre an weiblichen Talenten, geht uns da verloren.
Sylvia: Also das mal zur Statistik und zur Situation, aber es ist auf jeden Fall,
Sylvia: wie gesagt, so, dass wir eben noch in einer männerdominierten Arbeitswelt in
Sylvia: Deutschland leben, das heißt,
Sylvia: Es geht auch um männliche Spielregeln. Der zweite Showstopper sind eben Bias.
Sylvia: Heute kennen wir das Wort alles. Als ich 2009 angefangen habe,
Sylvia: hat man das Wording noch gar nicht gekannt.
Sylvia: Also es sind unterbewusste Vorurteile.
Sylvia: Das heißt, Frauen werden in Entscheiderprozessen immer unterschiedlich wahrgenommen als Männer.
Sylvia: Also was man Männern gut schreibt, Durchsetzungskraft, Führung,
Sylvia: Stärke, Leadership, wird bei Frauen eher als schwierig dargestellt und kritisch
Sylvia: gesehen, sodass sie als zu dominant sind oder zu schwierig.
Sylvia: Also es gibt da so eine Doppelmoral und auch eine Beweispflicht in den Bewerbungsgesprächen,
Sylvia: dass dem, es ist immer schwarz-weiß, muss man natürlich sagen,
Sylvia: aber anders geht es ja nicht um das Bild zu zeichnen, dass Männern eben gesagt wird,
Sylvia: Wo dazu getraut wird, dass sie eine Risikofreude haben, dass sie entscheidungsfreudig sind.
Sylvia: Aber eine Frau muss das im Bewerbungsgespräch erstmal beweisen und hat da die
Sylvia: Beweispflicht, während das einem Mann per se bei uns in Deutschland so unterstellt wird.
Sylvia: Das heißt, die Frau hat eine höhere Beweispflicht auch für ihre Führungskompetenz, das sie führen kann.
Sylvia: Und das sehe ich auch als Recruiterin und Executive-Search als wirklich schwieriges Thema an.
Sylvia: Und da gibt es eben so einen Doppelstandard bei Verhalten. Das Verhalten bei
Sylvia: einem Mann wird anders bewertet als bei einer Frau.
Sylvia: Und da haben wir noch einen Weg vor uns in Deutschland.
Stella: Dann gucken wir doch einmal auf die Spielregeln, die du gerade angerissen hast,
Stella: auf was du eingangs sagtest zu den Zahlen.
Stella: Das Problem, über das wir sprechen, ist ja auch in der Politik angekommen,
Stella: in vielen Diskussionen Produktivität.
Stella: Auch Frauen sollen ja primär eher in Teilzeit arbeiten als Männer, sollen mehr arbeiten.
Stella: Also es ist ja auch gewünscht von allen Seiten, aber irgendwo hapert es da dran.
Stella: Und du hast gesagt, du bist seit 2009 eben tätig, auch mit der Personalberatung Leading Woman.
Stella: Du kennst das Problem, du berätst nicht nur eben Frauen, die Karriere machen
Stella: wollen, sondern auch Unternehmen, die das ermöglichen wollen.
Stella: Von daher hast du da ja viele verschiedene Einblicke. Aber das,
Stella: was du gerade angesprochen hast, diese männlichen Spielregeln,
Stella: ich finde, das ist auch etwas, das schwirrt immer so durch den Raum,
Stella: ja, männliche Spielregeln, aber was heißt denn das konkret? Was sind diese Spielregeln?
Sylvia: Also, um
Sylvia: Männer sind auf jeden Fall per se schon mal deutlich besser vernetzt in informellen
Sylvia: Netzwerken, wo man sich Sachen zuschustert, um das alte Wort mal zu nennen.
Sylvia: Frauen haben da ein größeres Problem damit, sich in Netzwerken so businessorientiert auch darzustellen.
Sylvia: Aus Loyalitätsgründen, wie auch immer, das wäre auch ein abendführender Vortrag.
Sylvia: Also die männlichen Spielregeln sind schon so, dass die Männer gut zusammenhalten,
Sylvia: das muss man auch sagen und sich die Informationen gegenseitig zuschustern,
Sylvia: auch in den informellen Netzwerken, auch in Meetings rotten sie sich zusammen.
Sylvia: Ich meine, jede Frau, die in einem
Sylvia: Meeting war, kennt eigentlich die Spielregeln, Spielregeln der Macht,
Sylvia: wie die Männer sich erstmal zusammenstellen und dann immer fokussiert sind auf
Sylvia: den Entscheider im Meeting sozusagen und Sachen zum Beispiel dreimal sagen,
Sylvia: bevor eine Frau zu Wort kommt. Das ist, wie gesagt, jetzt auch wieder alles schwarz-weiß.
Sylvia: Ich denke, dass die Frauen aber auch schon gelernt haben, sich mehr durchzusetzen,
Sylvia: weil wir jetzt mittlerweile, damals als ich noch Führungskraft war bei der IBM,
Sylvia: kannten wir das alles noch gar nicht so.
Sylvia: Aber mittlerweile ist es halt auch schon bekannt, und das ist auch wichtig für
Sylvia: die Frauen, um sich dann nach vorne zu entwickeln, dass man sich auch in Meetings
Sylvia: nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und auch seine Meinung kundtut.
Sylvia: Und das auch manchmal, wenn es sein muss, auch lautstark, um sich durchzusetzen,
Sylvia: wenn es vielleicht nur ein, zwei Frauen im Meeting sind gegen acht oder zehn
Sylvia: Männer letztendlich, was ja häufig passiert.
Stella: Was auch nicht unbedingt immer leicht ist, sich da natürlich durchzusetzen.
Stella: Wir sprechen gleich noch über Netzwerke, aber vorab noch einmal.
Stella: Du hast gesagt, es ist altbekannt, man kennt es, diese Spielregeln, man kennt die Probleme.
Stella: Du kennst sie, wie gesagt, auch seit Jahren, eben auch in der beratenden Tätigkeit.
Stella: Aber woran liegt es denn? Wir reden doch schon so lange drüber.
Stella: Und alle wollen doch eigentlich auch, dass Frauen mehr in der Arbeitswelt eben
Stella: auch sich ausleben können, nach vorne kommen.
Stella: Also woran hapert es denn, dass wir immer noch diese Probleme haben?
Sylvia: Ja, mich wundert es auch, liebe Stella. Also es ist leider ein langer Prozess.
Sylvia: Warum ist das so? Also wir haben zumindest heute, kann man sagen,
Sylvia: kein Erkenntnisproblem mehr.
Sylvia: Aber wir haben ein Umsetzungsproblem und sowas dauert. Es dauert eben lange
Sylvia: und deswegen denke ich auch, also wir müssen jetzt keine Konferenzen mehr zu dem Thema machen etc.
Sylvia: Weil wir alle wissen, worum es geht. 2009 wussten wir das noch nicht.
Sylvia: Da wussten wir noch nicht mal, was das Wording Bias bedeutet und wir wussten
Sylvia: noch nicht mal, dass wir überhaupt ein Problem hatten.
Sylvia: Ich habe ja damals als Gründerin oder Organisatorin der Miss Leadership Konferenzen
Sylvia: das Thema nach Deutschland gebracht sozusagen.
Sylvia: Und so lange reden wir tatsächlich schon darüber.
Sylvia: Woran liegt es ja? Die Gesellschaft ist eben immer noch männerdominiert.
Sylvia: Wir haben aber auch, wenn ich auf Jobbörsen zu sprechen komme,
Sylvia: algorithmische Verzerrungen.
Sylvia: Das heißt, die Algorithmen sind auf alten Daten basiert letztendlich.
Sylvia: Das sind historische Daten in dem Sinne und die sind natürlich,
Sylvia: klar, männlich geprägt, was dazu führt, dass Männer bevorzugt werden,
Sylvia: bevorzugt auftauchen in den Netzwerken, wenn die Personalberater suchen letztendlich.
Sylvia: Das ist ein Riesenproblem und die größte Sorge macht mir auch,
Sylvia: dass das mit der KI eher noch schlimmer wird als besser wird,
Sylvia: weil die KI ja auch nur aus der Vergangenheit lernt und leider noch zu wenig
Sylvia: weibliche Programmiererinnen im KI-Umfeld sind.
Sylvia: Also das kann eher schlimmer als besser werden. Vor Jahren hat Amazon das ja
Sylvia: schon mal probiert und dann haben die ja festgestellt, dass das wirklich ein
Sylvia: Riesenproblem ist, dass da Frauen sehr benachteiligt wurden und hatten dann
Sylvia: eben die KI rausgenommen wieder aus den Recruiting-Prozessen.
Sylvia: Und deswegen appelliere ich auch immer daran, also das wirklich ganz vorsichtig,
Sylvia: wenn überhaupt, einzusetzen.
Sylvia: Und ja, da sind wir beim Umsetzungsproblem Nummer zwei.
Sylvia: Also jetzt stellt man sich den klassischen Personalberater vor,
Sylvia: der in Linkedin schaut und dann sieht er erstmal 30, 40 männliche Profile und
Sylvia: dann sagt er seinem Kunden natürlich, es gibt keine Frauen.
Sylvia: Warum sieht er so viele männliche Profile? Es ist gar nicht so,
Sylvia: dass es so wenig Frauen gibt, aber das ist auch wieder der Algorithmus.
Sylvia: Und auf der anderen Seite haben Frauen nicht so die Profile,
Sylvia: wo sie sich so darstellen und so auf die Pauke hauen, sage ich jetzt mal,
Sylvia: und so viele Keywords reingeben. Ich bin gut in Leadership, ich kann das, ich kann das.
Sylvia: Und da führt eins zum anderen.
Sylvia: Also es sind wirklich viele Punkte, die da zusammenkommen.
Sylvia: Der nächste Punkt ist, wir haben unterschiedliche Bewerbungsstrategien zwischen Männern und Frauen.
Sylvia: Und das tut mir auch immer in der Seele weh als Personalberaterin,
Sylvia: wenn ich bei den Interviews dann mit dabei bin.
Sylvia: Frauen bewerben sich erst, wenn sie 100 Prozent der Stelle erfüllen können.
Sylvia: Und Männer bewerben sich, wenn sie 60 bis 70 Prozent erfüllen können.
Sylvia: Manche auch schon bei 50 Prozent.
Sylvia: Deswegen ist es mir schon so lange ein Anliegen, den Frauen auch zu sagen,
Sylvia: hey, wenn ihr den nächsten Karriereschritt gehen wollt,
Sylvia: dann muss das eine Schuhnummer zu groß sein. Das ist einfach so,
Sylvia: weil ihr wollt euch ja entwickeln.
Sylvia: Und da hadern viele Frauen mit. Also das möchte ich auch den Frauen,
Sylvia: die uns vielleicht dann zuhören, auch sagen.
Sylvia: Seid mutig, bewerbt euch.
Sylvia: Und ein Teil der Unternehmen hat das ja auch verstanden, dass die schon auch
Sylvia: bei uns sind, die natürlich bei uns ausschreiben, sowieso, dass sie auch in
Sylvia: den Stellenausschreibungen schauen, du musst nicht 100 Prozent erfüllen.
Sylvia: Lass uns einfach reden. Der letzte Punkt, den ich hier anmerken möchte,
Sylvia: Das spielt auch ein bisschen da rein, das Selbstmarketing der Frauen.
Sylvia: Die Konditionierung der Frau in Deutschland ist halt so, wie sie ist.
Sylvia: Es ist in anderen Ländern Selbstbewusstsein, aus Europa, in den USA etc.
Sylvia: Und wir stellen unser Licht immer unter den Scheffel. Wir wissen zwar rein theoretisch,
Sylvia: okay, wir müssen mehr Selbstmarketing machen, aber es fällt uns einfach schwer.
Sylvia: Ja, das ist auch ein wesentlicher Punkt.
Stella: Die Sachen, die du gerade angerissen hast, passen ja alle dazu,
Stella: dass es viel daran liegt, eben wie stelle ich mich auch als Frau beispielsweise
Stella: vor, vor Arbeitgebern, aber auch in Netzwerken.
Stella: Vielleicht noch ein Punkt dazu, natürlich muss ich jetzt hier als Tech-Journalistin
Stella: auch, wenn du schon Bias und KI ansprichst, da ist ja auch das grundlegende
Stella: Problem, dass es einfach weniger Daten zu Frauen gibt.
Stella: Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel auch immer aus der Medizin.
Stella: Da sieht man auch bei Medikamenten, da gibt es einfach weniger Forschungsdaten
Stella: für Frauen und KI braucht in der Basis immer Daten und wenn diese eben fehlen,
Stella: heißt das, das, was du angeschrieben hast, es setzt sich ein Problem fort.
Stella: Und das bedeutet ja für Bewerbungsprozesse dann eben in die Zukunft gedacht,
Stella: hey, wenn es weniger weibliche Daten gibt, zum Beispiel für eher männerdominierte
Stella: Berufsfelder, könnte es sicher sein, dass sich da einfach ein Problem abzeichnet
Stella: und dass es Frauen dann noch schwerer haben,
Stella: überhaupt quasi dann von den Algorithmen passend zugeordnet beziehungsweise
Stella: gefunden zu werden. Aber das mal so anzusehen,
Stella: kleiner Schwenk. Wir haben jetzt, wie gesagt, schon viel darüber gesprochen,
Stella: über was wir als Frauen anders machen müssen.
Stella: Also dieses, wir müssen uns anders darstellen. Lässt es sich dann quasi so zusammenfassen?
Stella: Geh raus, sei selbstbewusst, hau auch mal den Linkedin-Beitrag raus,
Stella: in dem dann eben steht, hey, ich habe das und das geschafft,
Stella: das Projekt erfolgreich umgesetzt oder steckt da noch ein bisschen mehr dahinter?
Stella: Weil so leicht ist es ja vielleicht auch gar nicht.
Sylvia: Also ich glaube, es ist eine innere Reise. Man muss selber davon überzeugt sein
Sylvia: und das dann ausstrahlen.
Sylvia: Also der Linkedin-Post wird sicherlich
Sylvia: nicht machen, weil es gibt so viele Posts, das ist ja auch schon...
Sylvia: Ja, ein Dschungel, sage ich jetzt mal so, das hilft sicherlich auch,
Sylvia: aber auch proaktiv zu sein und sagen, okay, der Job passt mir jetzt nicht mehr
Sylvia: so, wo kann ich hingehen,
Sylvia: was kann ich machen und mutig in die Netzwerke zu gehen und Leute auch anzusprechen
Sylvia: und zu sagen, ich möchte mich jetzt verändern.
Sylvia: Also Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken, beruflich Netzwerken,
Sylvia: nicht sozial, wie wir das kennen, da sind wir gute Netzwerkerinnen als Frauen,
Sylvia: wenn es darum geht, die Oma, den Hund,
Sylvia: den Mann unterzubringen, sage ich jetzt mal, aber wenn es darum geht,
Sylvia: für meine Karriere zu Netzwerken, ist es eben,
Sylvia: haben wir irgendwie noch so einen Showstopper und das ist ganz wichtig und natürlich
Sylvia: auf die Bühne zu gehen bei Veranstaltungen.
Sylvia: Wir haben immer noch viel zu wenig Frauen auf der Bühne.
Sylvia: Fachartikel zu schreiben, sich in der Branche bekannt zu machen, hey, hier bin ich.
Sylvia: Also nicht nur fleißig am Schreibtisch zu sitzen, dass mich jeder sieht,
Sylvia: dass ich da fleißig bin und arbeite.
Sylvia: Das allein reicht überhaupt nicht, sondern sich darzustellen, sichtbar zu machen.
Sylvia: Also das ist so das Stichwort, sich sichtbar zu machen.
Stella: Klingt für mich aber auch so ein bisschen nach dem Henne-Ei-Problem.
Stella: Beispielsweise, wenn ich bei einer Veranstaltung auf der Bühne stehen möchte,
Stella: heißt das auch, entweder muss mich jemand anfragen oder ich muss mich vielleicht
Stella: bewerben, um im Panel zu sitzen.
Stella: Aber meistens ist es ja dann doch eher die erste Variante.
Stella: Und da kommen wir dann quasi eben zur Henne oder zum Ei, je nachdem.
Stella: Denn die Unternehmen und auch die Organisatoren von Veranstaltungen,
Stella: aber ich würde jetzt erstmal bei Unternehmen bleiben, die spielen da ja auch mit.
Stella: Weil es ist ja jetzt nicht nur so, dass wir Frauen uns quasi zurückhalten und
Stella: schlecht präsentieren, sondern diese ganzen Themen, über die wir auch eingangs
Stella: gesprochen haben, die kommen ja auch aus der Richtung.
Stella: Was merkst du denn da auch in deiner beratenden Tätigkeit eben für Firmen,
Stella: Wie wissen die das oder fangen wir erstmal so an?
Stella: Was ist denn was, was viele Firmen falsch machen, warum es nicht so gelingt, Frauen da zu fördern?
Sylvia: Da sprichst du einen wichtigen Punkt an, Stella. Es sind nicht nur die Frauen,
Sylvia: es sind nicht nur die Unternehmen, es ist ein Zusammenspiel letztendlich,
Sylvia: damit wir dieses Problem gelöst bekommen.
Sylvia: Und ich bin die Letzte, die jetzt dann Fingerpointin macht, denn es gibt ja
Sylvia: schon seit langem die Aussage, und das wissen eigentlich auch alle,
Sylvia: don't fix the women, fix the system.
Sylvia: Darum geht es letztendlich. Also was ich vorher gesagt habe,
Sylvia: ist einfach die Hilfestellung für die Frauen.
Sylvia: Aber letztendlich liegt es auch an der Gesellschaft, an den Unternehmen,
Sylvia: das System zu verändern und nicht nur immer auf die Frauen zu schauen,
Sylvia: dass die sich verändern müssen.
Sylvia: Wir haben jetzt allgemein gesprochen, was können sie besser machen oder so.
Sylvia: Aber letztendlich geht es um die Unternehmen.
Sylvia: Wie müssen die sich denn noch aufstellen, damit sie wirklich dieses Arbeitsmarktpotenzial
Sylvia: der hochqualifizierten Frauen bekommen und dass wir damit auch mal in der Wirtschaft
Sylvia: jetzt, ich sage es mal so deutlich, den Hintern mal hochbekommen.
Sylvia: Weil bisher haben wir ja noch nicht mal 30 Prozent Frauen in Entscheiderpositionen.
Sylvia: Und wir haben es ja vorhin gesehen, je mehr Frauen in Entscheiderpositionen,
Sylvia: je vielfältiger wir sind, desto besser sind auch die Wirtschaftsdaten und das Wirtschaftswachstum.
Sylvia: Also da ist eine Korrelation, das kann auch keiner zerreden und da weißt du
Sylvia: auch keinen Faden ab. Jetzt zu deiner Frage, was können die Unternehmen denn anders machen?
Sylvia: Die Kultur ändern. Sie müssen ihre DNA ändern. Ganz einfach.
Sylvia: Hört sich ganz einfach an.
Stella: Was bedeutet das denn konkret, wenn du sagst, sie müssen ihre Kultur ändern?
Sylvia: Es geht nicht um Frauenförderung. Du weißt, dass ich das Wort Förderung auch
Sylvia: gar nicht mag. Förderung ist immer defizitär.
Sylvia: Und verständlicherweise reagieren die Männer da auch nicht gut drauf.
Sylvia: Es geht einfach darum, Frauen in einer noch männerdominierten Arbeits- und Karrierewelt zu stärken.
Sylvia: Da drum glätzt, weil die einfach mehr Stolpersteine haben in der Welt,
Sylvia: in der wir heutzutage leben.
Sylvia: Und deswegen muss es in den Unternehmen ein Business Case sein.
Sylvia: Das muss nicht nett bei HR angehangen sein. Es geht nicht nur um schöne Broschüren letztendlich.
Sylvia: Das ist auch wichtig und man sieht, wie ist das Arbeitgeberprofil.
Sylvia: Das machen die ja bei uns bei XExcellence auf der Plattform auch.
Sylvia: Das sind ja eh nur Unternehmen, die auch wirklich offen sind,
Sylvia: die wirklich die Frauen gewinnen wollen und die da ihr Arbeitgeberprofil darstellen,
Sylvia: es geht darum, das auch zu leben. Und das funktioniert nur.
Sylvia: Und das haben 80 Prozent der Unternehmen meines Erachtens in Deutschland nicht verstanden.
Sylvia: Wenn es von oben kommt, der CEO, die Geschäftsführung, muss das wollen und muss das leben.
Sylvia: Und das hat McKinsey 2007 schon in der ersten Studie, die es überhaupt dazu
Sylvia: gab, Women Matters, gesagt, das Unternehmen muss das in der DNA,
Sylvia: Gender Diversity in der DNA verankert haben.
Sylvia: Da mal ein nettes Programm gegen Bias, da mal ein nettes Frauenförderungsprogramm.
Sylvia: Das funktioniert nicht, das sehen wir ja. Es ist nicht nachhaltig.
Sylvia: Es muss die Kultur verändert werden, es muss das Verständnis verändert werden.
Sylvia: Es muss die Struktur verändert werden in den Unternehmen.
Sylvia: Nur so kann es gelingen, aber nicht mit so kleinen Inseln, die man da mal macht.
Stella: Da muss ich nochmal nachhaken, wenn du sagst, es muss von oben kommen,
Stella: das Verständnis muss sich ändern, all sowas.
Stella: Was bedeutet das denn dann konkret? Was muss ich beispielsweise als männliche
Stella: Führungskraft tun, um diesen Wandel ganz konkret anzustreben?
Sylvia: Zuallererst muss der CEO oder der Geschäftsführer sich zu dem Thema committen.
Sylvia: Der muss der Stakeholder sein.
Sylvia: Wenn er das nicht ist, er, sie oder sie, dann wird es nicht funktionieren,
Sylvia: weil dann ist es immer von oben
Sylvia: nach unten, dann werden die anderen Führungskräfte auch nicht mitziehen.
Sylvia: Also die Unternehmen müssen verstehen, wie wichtig das ist, eben zuerst.
Sylvia: Frauen in Entscheiderpositionen oder auch in spezialistischen Positionen eben
Sylvia: mehr im Unternehmen zu integrieren für die Anforderungen von heute und von morgen.
Sylvia: Sonst kriegen wir das auf jeden Fall nicht gewuppt, weil so viel Arbeitsmarktpotenzial
Sylvia: auf der Strecke bleibt letztendlich.
Sylvia: Also CEO, dann müssen die Führungskräfte das in ihren Teams wieder internalisieren.
Sylvia: Es ist einfach ein Kulturwandel und das dauert lange.
Stella: Gehören da dann nicht auch Sachen zu? Wir hatten eingangs über die alten Regeln,
Stella: nenne ich es jetzt mal, gesprochen.
Stella: Das, was wahrscheinlich auch viele Frauen, die gerade zuhören und auch Männer kennen.
Stella: So das klassische, nach dem Meeting geht man abends nochmal ein Bier trinken.
Stella: Es klingt klischeehaft, aber ich denke, in vielen Firmen ist es genau noch sowas,
Stella: diese informellen Treffen dann auch, die nach der Arbeit oder in Pausen stattfinden,
Stella: wo Frauen dann mitunter einfach gar nicht präsent sind und dadurch dann auch
Stella: Nachteile haben, weil sie vielleicht Absprache nicht mitkriegen.
Stella: Da sind auch dann eigentlich beispielsweise nicht nur die Führungskräfte aufgerufen
Stella: oder gerade die mit positiven Beispiel voranzugehen, auch Frauen dazu einzuladen
Stella: und zum Beispiel auch darauf zu achten,
Stella: in Gesprächsrunden, sei es jetzt ein Meeting oder vielleicht auch was Größeres
Stella: im Sinne von einem Townhall etc., dass auch Frauen den Redeanteil haben und
Stella: dann auch aussprechen dürfen.
Stella: Du hast ja auch eben gesagt, wenn sich da alle hier immer munter ins Wort fallen,
Stella: auch das stört natürlich.
Stella: Also das sind doch dann auch konkrete
Stella: Handlungsempfehlungen für eigentlich alle, die hier zuhören, oder?
Sylvia: Ja, da kann ich mal so aus dem Nähkästchen plaudern, als ich noch Führungslärm war bei der IBM.
Sylvia: Mein Coach hat damals gesagt, der Satz kam aber für mich viel zu spät,
Sylvia: lieber die letzte an der Bar als die erste im Büro.
Sylvia: Und ich bin immer früh zu Bett gegangen und habe dann noch die Präsentation
Sylvia: für morgens vorbereitet.
Sylvia: Die hatten aber schon alles klargemacht an der Bar und bei meiner Präsentation,
Sylvia: jetzt mal schwarz-weiß gemalt wieder, aber es ist nicht so weit hergeholt,
Sylvia: bei der Präsentation hat dann eigentlich morgens auch keiner zugehört.
Sylvia: Also dieser Spruch, lieber jetzt an der Bar als die erste im Büro,
Sylvia: kann ich nur so weitergeben.
Sylvia: Genau, ich wünsche, der hätte mich damals eher erreicht. Also das ist schon wichtig.
Sylvia: Das ist ja auch Netzwerken, informelles Netzwerken.
Sylvia: Und Herr Sattelberger, der ehemalige Vorstand der Telekom, HR-Vorstand,
Sylvia: hat ja mal gesagt, ich drücke es jetzt mal ein bisschen feiner aus,
Sylvia: dass eben Geschäfte auf der Toilette gemacht werden.
Stella: Also jetzt nicht im Sinne von auf der Toilette telefonierend,
Stella: sondern eben, ja, wenn man zusammen in diese Richtung geht, sagen wir so.
Sylvia: Ja, genau.
Stella: Aber lass uns doch von dem Thema jetzt quasi nochmal, es schneidet daran,
Stella: an das Thema Netzwerke kommen.
Stella: Würdest du denn sagen, auch in Unternehmen macht es Sinn, zum Beispiel dann,
Stella: ja, ich nenne es mal mein eigenes Frauennetzwerk zu gründen,
Stella: eben mit KollegInnen und sich da gegenseitig auch bei sowas zu unterstützen,
Stella: sich gegenseitig Gesprächsräume auch einzufordern, eben in Meetings?
Stella: Oder macht es da mehr Sinn, eher Netzwerke zu gründen, die überhaupt gar nicht
Stella: nach Geschlecht, ich nenne es jetzt mal, sortiert sind?
Sylvia: Ich denke, es sollte übergreifend sein. Also es gibt ja branchenspezifische
Sylvia: Netzwerke, wie die Healthcare-Frauen, die das sehr gut machen,
Sylvia: aus weiner Sicht zum Beispiel, wo man sich eben branchenspezifisch trifft.
Sylvia: Ich weiß nicht, inwieweit...
Sylvia: Interne Frauennetzwerke auch gut sind, weil man da nicht so offen redet teilweise,
Sylvia: sind auf jeden Fall hilfreich, aber es hängt immer davon ab,
Sylvia: wie man sie etabliert, also ich berate ja auch Unternehmen,
Sylvia: wie baue ich jetzt so ein Netzwerk auf im Unternehmen, dass es eben in der Außenwirkung,
Sylvia: in der Kommunikation nicht als Kaffeegrenzchen abgetan wird,
Sylvia: ist ja auch oft so, dass die Kollegen dann sagen, ah, jetzt treffen sich die
Sylvia: Frauen wieder auf einen Kaffee oder so, ist leider auch heute noch so,
Sylvia: sondern die Frauen an die Hand nehmen und sagt, okay,
Sylvia: also wie netzwerke ich denn jetzt auf jeden Fall businessorientiert?
Sylvia: Nicht, dass ich mich nur austausche oder über meine Sorgen im Business rede,
Sylvia: sondern nach vorne gehe und sage, okay, was kann man denn ändern und wer kann mir da helfen?
Sylvia: Oder hast du da eine Information, also firmeninterne Information und wo wird
Sylvia: denn der nächste Job frei?
Sylvia: Ah, das wäre ja was für mich, könntest du mich da empfehlen?
Sylvia: Und das ist auch, wo Frauen immer noch so ein bisschen hadern,
Sylvia: andere Frauen zu empfehlen.
Sylvia: Aber ich sage immer, wenn ihr jemanden empfehlt, seid ihr nicht verantwortlich dazu.
Sylvia: Ihr sagt nur, ich kenne da jemanden, guckt euch die mal an.
Sylvia: Und dann müsst ihr mal sehen. Also heißt ja nur, den Steigbügel zu halten,
Sylvia: nicht in den Sattel zu helfen. Man ist auch nicht in der Verantwortung.
Sylvia: Aber das würde ich mir auch wünschen, dass das mehr gemacht wird,
Sylvia: sich gegenseitig eben zu empfehlen.
Sylvia: Einfach den Namen ins Spiel zu bringen oder zu sagen, Mensch,
Sylvia: da ist eine Position frei, das könnte doch was für dich sein.
Sylvia: Also dafür sind schon die firmeninternen Netzwerke ganz gut,
Sylvia: als auch die Branchennetzwerke, die es jetzt auch immer mehr gibt.
Sylvia: Also 2009, als ich angefangen habe, gab es noch gar keins.
Sylvia: Deswegen freue ich mich, dass das heute tatsächlich, ob das Women in IE ist,
Sylvia: ob das Women in Mobility ist, ob das Instructuring Women sind,
Sylvia: das finde ich schon toll.
Sylvia: Also ich denke, dass das auch hilfreich ist und es sind auch tolle Frauen, die das da managen.
Stella: Netzwerke müssen aber auch gepflegt werden. Ich weiß, du hast auch die Erfahrung
Stella: mit Netzwerken gemacht, dass dann teilweise die Teilnahme eher beschränkt war.
Stella: Es gab viele Zusagen, aber dann tatsächlich sind deutlich weniger Menschen gekommen.
Stella: Also auch die Prioritätenfrage oder diese Wichtigkeit dann auch zu sehen.
Sylvia: Absolut, ja. Also wenn wir das jetzt mal vergleichen, also wenn der männliche
Sylvia: Kollege sich ein Netzwerk treffen einplant sozusagen, dann drückt er sich das
Sylvia: in den Kalender ein und das ist genauso wichtig wie ein Kundentermin.
Sylvia: Und oftmals ist es bei den Frauen so, dass dann doch irgendwas dazwischenkommt
Sylvia: oder was anderes wichtiger ist oder dass man doch nochmal am Schreibtisch bleibt.
Sylvia: Also wir haben eine große No-Shure-Rate, die ist auch seit der Pandemie noch größer geworden.
Sylvia: Und da sind wir nicht alleine. Ein anderes Frauennetzwerk hatte neulich gepostet,
Sylvia: also die hatten auch ganz toll was irgendwie in den Alpen, da ein tolles Restaurant,
Sylvia: was weiß ich, und dann hatten die nur die ganzen leeren Plätze da gezeigt.
Sylvia: Und das ist schade für uns Initiatoren, wo wir eigentlich das Thema voranbringen
Sylvia: wollen und dass die Frauen dann einfach nicht erscheinen, weil andere Dinge wichtiger sind.
Sylvia: Aber das ist Karriere. Je höher man in der Karriere leider steigen will,
Sylvia: desto wichtiger ist Netzwerk. Da geht es nicht mehr um Leistung.
Sylvia: Ist einfach so. Muss man auch mal so benennen.
Sylvia: Sondern da geht es darum, die richtigen Netzwerke zu haben und sich auch zu unterstützen.
Sylvia: Und die Erfahrung ist für viele von uns ja leidvoll, sage ich jetzt mal,
Sylvia: dass die No-Show-Rate da so groß ist, wo wir sagen, wollen wir das überhaupt noch machen?
Sylvia: Weil das ist ja immer mit dem großen Investor verbunden und auch mit Herzblut,
Sylvia: dass man das Thema vorantreibt.
Stella: Und du hast ja auch viel Herzblut für das Thema, was man sieht eben bei Leading
Stella: Woman und auch bei der Plattform XXtalents.
Stella: Ich denke mal, benannt nach den weiblichen Chromosomen könnte man sich so ganz flott mal erschließen.
Stella: Bevor wir da noch einmal genauer drauf eingehen zum Abschluss dieses Podcasts,
Stella: würde ich dich gerne noch fragen.
Stella: Du bist ja eben in dieser beratenden Funktion auch tätig für Frauen.
Stella: Gibt es da was, abgesehen von den Punkten, die wir besprochen haben,
Stella: was Frauen, die eben, sagen wir mal, Karriere machen, ich finde,
Stella: das klingt immer so abgedroschen, die sich beruflich weiterentwickeln,
Stella: eben in mehr Führungsverantwortung kommen etc., was die ganz konkret besser
Stella: machen als Menschen, die damit einfach gerade hadern?
Stella: Also hast du da noch irgendeinen Vergleich, wo du immer sagst,
Stella: hey, das ist ein Punkt, das könnt ihr euch gut abgucken, damit ihr eben auch weiterkommt?
Sylvia: Mutig sein. Also das ist das, was ich einfach nur mitgeben kann.
Sylvia: Mutig sein, sich das zutrauen.
Sylvia: Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das haben wir ja
Sylvia: auch in meiner Videoansprache auf XXtalents.de,
Sylvia: dass ich den Frauen eben zu rufen möchte, einfach mutig zu sein,
Sylvia: sich zu trauen und nach vorne zu gehen und nicht da zu verharren,
Sylvia: wenn sie nicht mehr weiterkommen können.
Stella: Mutig sein bedeutet aber auch, dass ich, sagen wir mal, den Raum dazu brauche.
Stella: Und dafür brauche ich ja zum Beispiel Unternehmen, die Stellen für mich ausschreiben,
Stella: auf die ich mich dann bewerben kann.
Stella: Muss ja irgendwo der Raum sein. Und lass uns da doch nochmal drauf schauen,
Stella: was fällt dir eigentlich beim Thema Ausschreibung auf?
Stella: Wie muss was vielleicht gestaltet sein, damit es auch Frauen und nicht nur Frauen,
Stella: sondern auch diverse anspricht?
Stella: Weil Stellenausschreibungen bisher sind ja doch eher mit so Wordings wie Leiter
Stella: männlich geprägt. auch wenn hinterher dann männlich-weiblich-divers angegeben wird.
Sylvia: Und das ist so interessant, dass sich das so hält.
Sylvia: Dabei wäre es so einfach. Also wir beraten unsere Kunden natürlich.
Sylvia: Und manche haben es ja schon verstanden. Aber wie du schon sagst,
Sylvia: Leiter, männlich-weiblich, diverse.
Sylvia: Es gibt immer eine sachliche Form. Warum schreibe ich nicht Leitung?
Sylvia: Im Englischen ist es head of. Okay, don't care. Da ist es sowieso sachlich.
Sylvia: Aber ich verstehe nicht, warum es in Deutschland so schwierig ist,
Sylvia: Das zu internalisieren oder zu begreifen oder einfach umzusetzen,
Sylvia: muss man gar nicht begreifen,
Sylvia: zu sagen, dass ich alle Headlines eben Jobtitel sachlich mache oder nicht Qualitätsmanager,
Sylvia: da wäre es jetzt auch schon wieder Englisch, aber Management letztendlich.
Sylvia: Also das wäre so einfach.
Sylvia: Und dann könnte man auch, wenn man gezielt auch mal gerne mehr Frauen im Bewerbungsverfahren
Sylvia: haben will, mehr Frauen ins Rennen bringen will.
Sylvia: Am Ende des Tages entscheidet man sich ja für den besten Kandidaten,
Sylvia: die beste Kandidatin, unabhängig vom Geschlecht.
Sylvia: Das ist ja klar. Aber wir müssen einfach mal mehr Frauen ins Rennen bekommen.
Sylvia: Und das sind so viele kleine, mini kleine Stellschrauben, wo man dann auch sagen
Sylvia: kann, okay, dann sage ich Leitung von whatever und dann weiblich-männlich-diverse
Sylvia: oder weiblich-diverse-männlich.
Sylvia: Ich meine, das ist einfach so einfach und das, aber man kriegt es aus den Köpfen nicht wirklich raus.
Sylvia: Und das machen wir natürlich auch bei den Stellenausschreibungen,
Sylvia: auch Leading Women, das ändern wir dann, auf XXtalents, Entschuldigung.
Sylvia: Und dann, dass wir da auch keine Bilder haben, die jetzt rein männlich sind,
Sylvia: ist auch klar, was ja auch oft in den Stellenanzeigen ist.
Sylvia: Und wir gucken dann eben auch auf die Gender-Neutralität in den Stellenanzeigen.
Stella: Kommt es auch so ein bisschen auf die Reihenfolge drauf an? Also ich weiß,
Stella: ich hatte auch mal gelesen, dass es so ist, dass Frauen eine Stellenausschreibung
Stella: einfach anders lesen als Männer.
Stella: So nach dem Motto, du hattest es eingangs auch angerissen, so was kann ich nicht?
Stella: Während wohl der Mann eher guckt, aha, Checkmark, Checkmark.
Stella: Okay, was gibt es da so nach dem Motto?
Stella: Also kommst du auch so ein bisschen auf die Gestaltung, auf die Reihenfolge
Stella: an oder ist das weniger relevant?
Sylvia: Also womit wir gute Erfahrungen gemacht haben, wenn wir die Stellenanzeigen
Sylvia: für unsere Kunden auch konzipieren, das passiert teilweise bei XXtalents und
Sylvia: immer bei Leading Women, wenn wir das im Women Executive Search machen,
Sylvia: machen wir das im Brosa-Text.
Sylvia: Also wir machen keine Aufzählungen.
Sylvia: Weil dann geht man immer gerne hin, das kann ich, das kann ich nicht,
Sylvia: das kann ich nicht, das kann ich nicht.
Sylvia: Wir erzählen dann mehr die Story. Also das holt die Frauen deutlich mehr ab,
Sylvia: als dass man nur Aufzählungen macht.
Sylvia: Dann ist man immer versucht abzuhaken, wir erzählen einfach die Geschichte für die Stelle.
Stella: Macht vielleicht aber auch mehr Sinn, durchaus auch für Männer,
Stella: weil ich würde mal behaupten, wenn ich einen Text schreibe als Unternehmen,
Stella: muss die Person, die sich dafür interessiert, diesen Text eben auch lesen,
Stella: weil ich ihn nicht so flott überfliegen kann, wie einfach nur eine Auflistung.
Sylvia: Richtig, ja, absolut.
Stella: Und wir haben ja jetzt schon mehrmals XXtalents erwähnt.
Stella: Was ich dabei noch spannend finde, ist einfach die Frage, mal so in den Raum gestellt,
Stella: sag mal, so eine Plattform dann in Anführungszeichen speziell für Frauen,
Stella: separieren sich damit nicht Frauen quasi von dem großen, weiten Arbeitsmarkt
Stella: oder warum braucht es das aus deiner Sicht?
Sylvia: Also generell ist es so, wenn man den Markt betrachtet, dass die herkömmlichen Stellenanzeigen bzw.
Sylvia: Stellenbörsen eine Rückwärtsbewegung haben.
Sylvia: Weil es einfach nicht fokussiert ist. Das ist eine große Veränderung,
Sylvia: die sich jetzt schon abzeichnet, stark abzeichnet sogar.
Sylvia: Und der Trend geht dahin, eben mehr auf fokussierte Recruiting-Kanäle und Jobbörsen
Sylvia: zu gehen, damit es auch einfach zielgruppenbasierter ist. Warum ist das so?
Sylvia: Warum hat sich das jetzt so verändert?
Sylvia: 70 Prozent der Kandidaten, Kandidatinnen sind passive Kandidatinnen.
Sylvia: Die gehen nicht aktiv auf irgendeine Jobbörse.
Sylvia: Das heißt, es sind nur 30 Prozent, die das tatsächlich machen,
Sylvia: wo der nie so groß ist, dass sie ihren Job so blöd finden, dass sie das unbedingt
Sylvia: machen wollen, weil alle sind ja auch overloaded in diesen Zeiten.
Sylvia: So, das heißt, wir müssen dahin gehen, wo die Zielgruppe ist, tagtäglich.
Sylvia: Wir müssen die abholen. Wir brauchen mehrere Touchpoints, weil diese 70 Prozent
Sylvia: sind ja sehr viel und die müssen wir ja irgendwie erreichen.
Sylvia: Und deswegen ist es wichtig, fokussiert den Recruiting-Channel zu haben und
Sylvia: deswegen haben wir bei XX Talents gesagt, wir haben auch eine ganz spitze Zielgruppe.
Sylvia: Wir sagen, unsere Zielgruppe sind Frauen mit Berufserfahrung nach dem Studium
Sylvia: in den Bereichen MINT, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Warum ist das so spitz?
Sylvia: Weil nur wenn du so eine spitze Zielgruppe hast, kannst du tagtäglich die ansprechen
Sylvia: und weißt auch, wie du sie ansprechen musst.
Sylvia: Und dadurch vermarkten wir unsere Kunden tagtäglich in diesen weiblichen Zielmarkt, Social Media.
Sylvia: Wir haben Newsletter mit 22.000
Sylvia: Frauen. Wir haben auf XXtalents mehrere tausend Frauen registriert.
Sylvia: Und da hast du keine Streuverluste. Weil wir haben diese Frauen für diese Zielgruppe
Sylvia: und Unternehmen, die in dieser Zielgruppe suchen,
Sylvia: sind natürlich dann super aufgehoben bei XXtalents, weil es eben fokussiert
Sylvia: ist und du hast die Streifverluste und nicht mehr,
Sylvia: du kannst Candidate-Targeting machen, das ist so jetzt im Grunde genommen das
Sylvia: Wesentliche, dieses Candidate-Targeting, dass du auf deine Zielgruppe, die du haben willst,
Sylvia: eingehst und dich da jeden Tag bekannt machst.
Sylvia: Und deswegen sind diese fokussierten Recruiting-Channels so wichtig,
Sylvia: weil nur noch 30 Prozent maximal sich aktiv auf eine Stelle bewerben.
Stella: Das heißt aber zusammenfassend auch, dass es nicht so ist,
Stella: dass nur Frauen in Anführungszeichen eine eigene Jobplattform brauchen,
Stella: sondern dass du eben davon ausgehst, dass alle verschiedenen Bereiche, Branchen,
Stella: ob männlich, weiblich, divers, dass es da einfach jetzt, nachdem wir einen sehr,
Stella: sage ich mal, zusammengefassten Markt hatten, dass sich das ein bisschen mehr
Stella: aufteilt, weil Unternehmen gezielter suchen müssen und weil eben es so leichter
Stella: ist, an Personen, die vielleicht eh schon interessiert ist, ranzukommen, richtig?
Sylvia: Absolut, richtig.
Stella: Und wenn du mal so in die Zukunft schaust, in die nächsten fünf Jahre,
Stella: wir kommen jetzt auch ausblicken zum Abschluss des Podcasts,
Stella: womit rechnest du denn da?
Stella: Glaubst du, wenn wir in fünf Jahren wieder sprechen, werde ich sagen,
Stella: Mensch Silvia, erinnerst du dich vor fünf Jahren?
Stella: Wir haben doch da die Probleme besprochen und ich habe mal ein bisschen recherchiert
Stella: und festgestellt, es gibt es immer noch, Wir diskutieren in der Politik immer
Stella: noch darüber, dass es zu wenig Frauen gibt, die Vollzeit arbeiten.
Stella: Wie ist da gerade so deine aktuelle Einschätzung? Wie sieht die Zukunft in dem Bereich aus?
Sylvia: Also ich hoffe nicht, weil ich hatte mir das ja schon seit 2009 schneller vorgestellt.
Sylvia: Ich dachte auch, es braucht nur eine Mix-Leadership-Konferenz.
Sylvia: Ich habe sechs Mix-Leadership-Konferenzen gemacht.
Sylvia: Also es ist nach wie vor ein dickes Brett zu bohren, weil wir in dieser Gesellschaft
Sylvia: leben, die so ist, wie sie ist und das alles zu verändern.
Sylvia: Wie gesagt, wir haben keine Erkenntnisprobleme, wir haben ein Umsetzungsproblem
Sylvia: und ich merke, dass es jetzt besser geht.
Sylvia: Also, dass die Unternehmen mehr in die Umsetzung gehen, als wenn ich jetzt zum
Sylvia: Beispiel die Dinge, wenn wir unsere Personalberatung für Women Executive Search betrachte.
Sylvia: Wir haben aktuell sehr viele Aufträge, obwohl die Wirtschaftslage ja nicht so
Sylvia: gut ist, aber es gibt ja immer Branchen, die boomen und die kommen dann auch
Sylvia: und die sagen jetzt, jetzt müssen wir aber mal.
Sylvia: Wir haben noch keine Partnerin, also noch keine Frau auf Partnerlevel,
Sylvia: wenn wir jetzt mal bei den Consulting-Firmen sind.
Sylvia: Oder wir suchen gerade eine Bereichsleitung für Infrastrukturplanung,
Sylvia: wo es auch super viele tolle Frauen gibt.
Sylvia: Also es ist nicht das Rockets seins, die Frauen zu finden, sondern sie durch
Sylvia: die Recruiting-Prozesse zu finden. Das ist nur nochmal nebenbei.
Sylvia: Ja, und die Frauen machen sich auch mehr sichtbarer, bei uns sowieso,
Sylvia: weil wir darauf fokussiert sind, schon lange und das freut mich.
Sylvia: Also betrachten auch für mein Executive Search, was wir machen bei Leading Women, dass wir da,
Sylvia: dass die Unternehmen immer mehr verstehen, dass sie auch gezielt suchen müssen
Sylvia: und bei XXtalents auf der Jobberatung ist es genauso für die Position,
Sylvia: die man eben nicht an eine Personalberatung vergibt, weil die jetzt nicht so
Sylvia: hochrangig sind, sage ich jetzt mal. Und deswegen, Stella, bin ich guter Dinge.
Sylvia: Also wir bleiben eh dran mit Leading Women und Trickstalents und es ist eine
Sylvia: gute Bewegung, also das Verständnis ist da und die Unternehmen werden auch moderner
Sylvia: in ihren Entscheider-Gremien sozusagen,
Sylvia: also es verjüngt sich auch so ein bisschen und es findet nicht mehr so viel
Sylvia: homosoziale Reproduktion statt, Schmitt sucht Schmittchen sozusagen.
Sylvia: Sagen, das ist ja auch ein wichtiges Thema immer gewesen, dass man da sich doch
Sylvia: sehr geklont hat, auch in den Vorstandsetagen und den Ebenen darunter.
Sylvia: Das löst sich schon auch so ein bisschen auf. Also ich bin guter Dinge.
Stella: Das ist doch ein positives Abschlusswort. Das heißt, wir schauen mal,
Stella: was sich dann in fünf Jahren, wie da die Entwicklung ist, wie dann die Zahlen aussehen.
Stella: Aber an der Stelle danke ich dir erstmal, Silvia, schön, dass du bei uns gewesen bist.
Sylvia: Ich danke dir.
Stella: Und jetzt sind wir leider für diese Folge von t3n Interview am Ende angekommen,
Stella: aber es gibt in der nächsten Woche eine neue Folge und wir bleiben im Kosmos der Arbeitswelt.
Stella: Christian Schwedler wird zu Gast sein, der Keynote-Speaker und BMW-Stratege spricht über,
Stella: sagen wir mal, ein Führungskonzept, wo es unter anderem um rote und blaue Teams
Stella: geht und vor allen Dingen um das Thema, wie können wir wirklich Innovation in
Stella: Unternehmen endlich reinbringen.
Stella: Auch viel diskutiert, aber in der Umsetzung auch doch fast vergleichbar schwierig,
Stella: wie das Thema, was wir in der heutigen Folge hatten.
Stella: Also, ich freue mich sehr, wenn ihr wieder einschaltet, abonniert gern t3n Interview
Stella: und schickt Feedback an podcast@t3n.de.
Stella: Auf Wiederhören!
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